Endlich hat Jerry es geschafft, ein Date mit seiner Arbeitskollegin Fiona zu vereinbaren. Ein Lichtblick für den jungen Mann, den ein schwer verstörendes Erlebnis in der Kindheit ziemlich aus der Bahn geworfen hat. Von Gericht sind ihm deshalb auch Therapiestunden bei einer Psychiaterin verordnet worden. Doch Jerry – brillant von Ryan Reynolds gespielt – hat sein Leben scheinbar wieder gut im Griff, ist zuverlässig in seinem Job in einer Fabrik, die Badewannen herstellt und bei allen Menschen in der Kleinstadt irgendwo in der US-amerikanischen Provinz beliebt. Doch der Abend mit Fiona verläuft unglücklicherweise anders als geplant, unversehens findet sich Jerry mit der Leiche seiner Herzdame wieder. Dass er sich mit seinem Kater und seinem Hund darüber austauscht, wie man dieses Missgeschick verheimlicht, weckt den leisen Verdacht, dass Jerrys Therapie nicht ganz so erfolgreich verlaufen ist. Und damit fangen die Probleme erst an, denn eine Leiche lässt sich ja noch entsorgen, doch mit mehreren wird die Sache knifflig. Marjane Satrapi hat mit The Voices eine pechschwarze Satire in Szene gesetzt, die geschickt Hohnlachen und Momente des Schreckens zu variieren versteht. Dass dabei auch ernste Fragen grundsätzlicher Natur formuliert werden, die zwischen jeder Menge morbider Späße nachdenklich stimmen, unterstreicht die Stimmigkeit ihrer klugen Inszenierung.
Einen Blick zurück auf die Anfänge der französischen House-Musik wirft Mia Hansen-Løve mit Eden. Im Mittelpunkt steht dabei Paul, ein junger Mann, der im Paris zu Beginn der neunziger Jahre versucht, als DJ in dieser Szene Fuß zu fassen. Er durchlebt eine aufregende Zeit zwischen Elektro-Sound, wechselnden Beziehungen und Drogen. Doch während Freunde und Wegbegleiter Pauls Erfolge als Musiker feiern oder sich einfach in ein bürgerliches Leben zurückziehen, bleibt sein Durchbruch als DJ aus und er läuft Gefahr, sich in der Parallelwelt dieser Szene zu verlieren. Regisseurin Hansen-Løve hat sich bei der Gestaltung des Protagonisten Paul eng an der Biografie ihres Bruders Sven, der auch am Drehbuch von Eden mitarbeitete, orientiert.
Im November 1939 versuchte ein Mann ganz allein, die Katastrophe doch noch aufzuhalten. Georg Elser platzierte eine Bombe im Bürgerbräukeller von München, wo Adolf Hitler eine Rede halten sollte. Doch der „Führer“ beendete seine Ansprache früher als angenommen und verließ nur wenige Minuten bevor Elsers Sprengsatz detonierte, das Lokal. Oliver Hirschbiegel hat sich mit Elser der Geschichte dieses mutigen Mannes, der über viele Jahre unverständlicherweise weitgehend in Vergessenheit geraten war, angenommen. Hirschbiegels unprätentiöse, sich streckenweise wie ein präzises Dokudrama ausnehmende Inszenierung konzentriert sich auf Verhöre, denen Georg Elser nach seiner Verhaftung unterzogen wurde. Die Vernehmungen wurden von prominenten Schergen des NS-Regimes wie dem berüchtigten Chef der Gestapo Heinrich Müller geleitet, die einfach nicht glauben wollten, dass ein einfacher Möbeltischler wie Elser ganz allein das Attentat geplant und ausgeführt hatte. Doch dieser blieb trotz Folter bei seiner Aussage, ohne jede Unterstützung seinen Plan ausgeführt zu haben. In Rückblenden zeigt Hirschbiegels Inszenierung, wie der Entschluss dazu reifte. In seiner Heimat auf der Schwäbischen Alb sah Georg Elser, der in seinem Leben immer schon ausgeprägt individualistisch und nonkonformistisch agiert hatte, wie die unmenschliche und mörderische Ideologie des Nationalsozialismus alle Bereiche der Gesellschaft zu durchdringen begann. Elser sah früher als viele andere voraus, welches Unheil Hitler über die Welt bringen würde und zog daraus den Schluss, dass er um jeden Preis gestoppt werden musste. Seiner couragierten Tat war tragischerweise kein Erfolg beschieden, knapp vor Kriegsende wurde Georg Elser im Konzentrationslager Dachau von den Nazis ermordet.
„Tobe or not Tobe“ war jene Frage, die 1982 nach der Premiere von Poltergeist immer wieder gestellt wurde. Denn obwohl offiziell Tobe Hooper – seit The Texas Chainsaw Massacre eine der Leitfiguren des US-amerikanischen Horrorfilms – als Regisseur fungierte, ist bei Poltergeist doch immer wieder sehr deutlich der Einfluss von Produzent Steven Spielberg zu merken, der zweifellos Mastermind bei diesem Projekt war. Das Resultat dieser Zusammenarbeit konnte sich auf jeden Fall sehen lassen, zählt die Geschichte um eine nette Familie, deren beschauliches Leben in der Vorstadtidylle durch böse Geister, die sich ausgerechnet in einem Fernseher eingenistet haben, aus den Fugen gerät, zu den originellsten Variationen des Genres. Zwei weitaus weniger gelungene Sequels – weder Spielberg noch Hooper waren dabei involviert – und mehr als drei Jahrzehnte später erfährt Poltergeist nun ein lange erwartetes Reboot. Das von den bösen Geistern heimgesuchte Ehepaar wird in der Neuauflage von Sam Rockwell und Rosemarie DeWitt gespielt, die Inszenierung hat Gil Kenan übernommen.
Steven Spielberg zeichnete mit Jurassic Park auch für einen der größten Erfolge der Neunzigerjahre verantwortlich. In Jurassic World – bei dem Spielberg die Rolle des Executive Producers ausübte – ist der Dinosaurier-Themenpark nun endlich Wirklichkeit geworden. Die Betreiber haben mittlerweile alle Probleme in den Griff bekommen, jedes Jahr strömen Millionen Besucher auf die Insel, die den Park beherbergt, um die Giganten der Urzeit zu bestaunen. Doch einige Wissenschaftler haben versucht, aus der DNA verschiedener Saurier eine neue Kreuzung zu züchten – eine solche Hybris kann natürlich nicht gut gehen. Das Experiment gerät außer Kontrolle, mit verheerenden Folgen für Jurassic World.
Drei große Namen des Welt-kinos präsentiert das Filmmuseum mit seinem Programm im Mai und Juni: Joseph Losey, Nicholas Ray und Orson Welles. So unterschiedlich ihr jeweiliges Œuvre zweifellos ist, haben alle drei im Verlauf ihrer Karriere keinen Kampf gescheut, um sich jene Unabhängigkeit zu verschaffen, die sie für die Umsetzung ihrer Vorstellungen von filmischem Erzählen für unabdingbar hielten. Biografische Kuriosität am Rande: Losey, Ray und Welles wurden alle in Wisconsin geboren.
The Voices
Kinostart 1. Mai
Eden
Kinostart 1. Mai
Elser
Kinostart 15. Mai
Poltergeist
Kinostart 29. Mai
Jurassic World
Kinostart 11. Juni
On Dangerous Ground
Joseph Losey ı Nicholas Ray ı Orson Welles
8. Mai – 21. Juni