„Das Gemeinsame war die Modernität, die sich gegen die überlebende Nazi-Ästhetik gewehrt hat“, sagte der verstorbene Kunsthistoriker Alfred Schmeller über die Kunstszene der frühen österreichischen Nachkriegszeit. Dieses Gemeinsame, ein von der aufstrebenden Avantgarde verfolgte Schulterschluss, versammelte sich in den Jahren nach 1945 in Wiener Kaffeehäusern, Bars und Galerien, um die Kehrtwende in der Kulturgeschichte einzuläuten. Fort mit jenem Gedankengut, das sich nach dem Krieg hinter arisierten Staatskünstlern versteckte und gegen die sogenannte entartete Kunst stellte. Her mit neuen Ideen, den radikalen wie den verstörenden, den reißerischen und den vertrackten – schmeißt die Möbel aus dem Fenster, wir brauchen Platz zum Tanzen!
Ohne der Aufforderung zum Tanz, dafür mit einem Rückblick auf die österreichische Kunst ab 1945 bis 1980 eröffnet die Albertina modern ab 13. März im Künstlerhaus den neu verlegten Terrazzoboden. Der Zeiger am Karlsplatz schiebt sich zurück zu „The Beginning“, wie man für die Eröffnungsausstellung weltoffen titelt. Das Vorhaben auf den zusätzlichen, zum Albertina-Hauptgebäude erschlossenen 2.500 Quadratmetern: die „wichtigsten Positionen von 1945 bis zur Postmoderne“ auszustellen. Dafür nimmt Sammler und Mäzen Hans Peter Haselsteiner viel Geld in die Hand. 50 Millionen Euro seien in den letzten drei Jahren in die Renovierung des Künstlerhauses geflossen. Geld, das Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder mit dem ambitionierten Ziel von 100.000 Besucherinnen und Besucher im Jahr rechtfertigen will: „Wien bekommt mit der Albertina modern ein neues Museum für moderne Kunst, in dem auch die Hauptwerke der Sammlung Essl und als jüngste Sammlungserweiterungen die Sammlung Jablonka sowie die Sammlung Chobot gemeinsam mit den Albertina-Beständen zum Ausgangspunkt von großen Ausstellungen gemacht werden, die es so bisher in Wien nicht zu sehen gab“, so Schröder zu den „Niederösterreichischen Nachrichten“.
Kiki Kogelnik, Untitled (Bomb), ca. 1964. Mixed media with acrylic on bomb casing
© Kiki Kogelnik Foundation. All rights reserved, Foto: Fred Dott
Zwischenüberschrift: Zurück zur Stunde Null
Die Debütausstellung „The Beginning“ springt in der Albertina modern zunächst zur „Stunde Null“: Ausgehend von den kleinen Kreisen der Phantastischen Realisten im Wien der Nachkriegsjahre über die Splittergruppen der abstrakten Malerei hin zur Fluxusbewegung der Wiener Aktionisten und den gesellschaftskritischen Realisten –, die sich nach dem Krieg gegen Hierarchie und Autorität positionieren, den Mief der Vergangenheit lüften, gegen das reaktionäre Kunstverständnis rebellieren – und Kritik geübt haben an der kollektiven Verdrängung und Auslagerung der historischen Schuldfrage. Über 100 Künstlerinnen und Künstler zeigt die Ausstellung, die das Ausstellungsteam unter der Leitung von Albertina-Chef Schröder erarbeitet hat. Ein Abriss zum Auftakt – von Universal-Phantasten wie Erich Fuchs und Arik Brauer über Otto Muehl und Hermann Nitsch hin zu Wolfgang Hollegha und Alfred Hrdlicka soll die Schau auch die feministische Avantgarde um Valie Export und Renate Bertlmann wie Gugginger Art Brut-Künstler abdecken …
Lesen Sie den vollständigen Artikel in der Printausgabe FAQ 56
The Beginning. Österreichische Kunst 1945 bis 1980
Museum of Modern Art
Karlsplatz 5, 1010 Vienna