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Zwischen Gemütlichkeit und Utopie

Text: Jakob Dibold | Fotos: Taschen
Carl Haack. Blick vom Naschmarkt, um 1875 © IMAGNO/Austrian Archives

Ein Raum in fünf Zeitabschnitten, von drei Autoren in drei Sprachen (neben Deutsch auch Englisch und Französisch) und schier unzähligen Bildern nachgezeichnet – es ist dies nicht der erste Versuch einer Chronik Wiens, doch hat wohl bisher kaum einer die Donaumetropole von ihrer trügerischen Blüte zur Jahrhundertwende über die Finsternis der Kriege hinweg bis zum heutigen, schon bald wieder gestrigen Tage treffender in so vielen ihrer Facetten erfasst, ohne Informations-Overload zu fabrizieren.

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Leopold Weiß. Ansicht der Stadt vom alten bis zum neuen Kärntnerthore mit der Augustinerkirche und dem neuen Markte; der Vorstädte Wieden, Laimgrube und Mariahilf; von Gaudenzdorf und Meidling. Aufgenommen vom St. Stephansthurme in Wien in der Höhe von 70 Klaftern von der photographischen Abtheilung der k.k. Hofund Staatsdruckerei im Jahre 1860 © IMAGNO/Sammlung Hubmann

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Otto Schmidt. Wiener Typen: „Zettelanschlager“, 1873. Erst in den 1840er-Jahren wurde die erste private „Ankündigungsanstalt“ gegründet, die an den verkehrsreichsten Stellen der Stadt eigene große Tafeln errichtete, an die sie Plakate anschlagen ließ. Ab dieser Zeit gab es gewerbsmäßige Plakatierer, damals auch „Zettelanpapper“‚ genannt © IMAGNO/Austrian Archives

Als Hauptstadt der Habsburgermonarchie war Wien das Zentrum eines Vielvölkerstaats, in dem ab der Mitte des 19. Jahrhunderts im Schwung stadtplanerischer Neuerungen, wie sowohl der Ringstraße, dem Rathaus und der Oper als auch der Regulierung von Donau samt -kanal und Wienfluss, Kunst und Wissenschaft derart florierten, dass man sich des „Fin de Siècle“ retrospektiv immer noch als einer Art goldenen Ära erinnert. Wachstum, Innovation, Klimt, Schiele, Freud, alles scheint möglich, die Welt greif- und formbar von Kaffeehaus und Salon aus – doch lassen auch die anfangs teils traumhaft schönen Abbildungen im Buch bald keinen Zweifel mehr zu: Die grausten Wolken brauen sich zusammen. Zu viele haben nichts vom Fortschritt, Menschen schlafen in Massenunterkünften, nationalistische Strömungen greifen um sich, schließlich kommt der Krieg. Nach den Jahren dazwischen, die nicht ohne Hoffnung waren – das „Rote Wien“ ist kämpferisch – erlebt Wien seine dunkelsten Stunden …

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Wien. Porträt einer Stadt

Christian Brandstätter, Andreas 

J. Hirsch, Hans-Michael Koetzle 

Taschen Verlag. Köln 2019

Hardcover, 25 x 34 cm

532 Seiten, € 50,-

| FAQ 55 | | Text: Jakob Dibold | Fotos: Taschen
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