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Film Noir

Seine Kritikerinnen warfen ihm Sexismus vor. Er bezeichnete sich als Feminist. Wieso der Berliner Fotograf Helmut Newton über 20 Jahre nach seinem Tod noch immer polarisiert, lässt sich in einer Werkausstellung im Kunstforum Wien erfahren.

Helmut Newton, Romy Schneider, Paris, 1974 © Helmut Newton Foundation

Es passiert spätnachts in Paris. Eine Person steht seitlich in einer Gasse. Ihr Hosenanzug sticht sich im Laternenlicht. Die kurzen Haare sind streng nach hinten gekämmt. In der rechten Hand glüht eine Zigarette. Der Blick ist gesenkt. Als Helmut Newton auf den Auslöser drückt, weiß er: Das Foto wird berühmt. Heute, fast 50 Jahre später, zählt „Rue Aubriot“ zu den bekanntesten Modefotografien der Welt. Newton, der unter anderem für Yves Saint Laurent, Karl Lagerfeld und Thierry Mugler arbeitete, zählt zu den großen Namen der Fotografie. Seine Abzüge hängen in Galerien und Museen. In Berlin kümmert sich eine gleichnamige Stiftung um den Nachlass tausender Filme. Und obwohl der selbsternannte „Propaganda-Fotograf“ vor über 20 Jahren starb, faszinieren, provozieren und interagieren seine Arbeiten noch immer.

Helmut Newton, Mansfield, British Vogue, London, 1967 © Helmut Newton Foundation

„Newton war ein ebenso intelligenter wie raffinierter Geschichtenerzähler im Hochglanzformat“, schreibt Matthias Harder, Direkter der Helmut Newton Foundation und Autor des Taschen-Bildbands „Legacy“. Harder kuratierte 2021 in Berlin jene Ausstellung, die von 19. Oktober 2022 bis 15. Jänner 2023 im Kunstforum in Wien zu sehen ist und eine Annäherung an das Newton’sche Schaffen bieten will. Keine einfache Aufgabe, schließlich klappte zeit seines Lebens unzählige Male der Verschluss. Magazine wie „Vogue“, „Elle“ und „Harper’s Bazaar“ rissen sich um seine Perspektive. Viele Newton-Fotografien gelten heute als Ikonen.

Helmut Newton, Crocodile, Pina Bausch Ballett, Wuppertal, 1983 © Helmut Newton Foundation

Was viele Aufnahmen eint: Im Mittelpunkt steht häufig ein Körper, öfter noch der einer Frau. Denn Newton, der als Jude vor den Nationalsozialisten fliehen musste und in Australien zunächst als LKW-Fahrer arbeitete, lichtete vor allem Models in Designerstücken ab. Trotzdem sieht man auf seinen Fotografien nie nur Models in Designerstücken. Was sich aus den Abzügen schält, ist eine Stimmung, die über das Abgebildete hinausgeht. Innerhalb des Rahmens herrscht dadurch ein Spannungsverhältnis. Manchmal ist es Beklemmung, die man verspürt. Andere Male Anziehung, mitunter sogar Lust. Immer aber reagiert, wer eine Fotografie von Newton sieht …

Lesen Sie den vollständigen Artikel in der Printausgabe des FAQ 67

 

Die Ausstellung Helmut Newton. Legacy
ist von 19. Oktober 2022 bis
Jänner 2023 im Kunstforum in Wien zu sehen.

 

Helmut Newton. Legacy
Helmut Newton, Matthias Harder, Philippe Garner
TASCHEN, Mehrsprachige Ausgabe
Hardcover, 24 x 34 cm, 424 Seiten

 

| FAQ 67 | | Text: Christoph Benkeser
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