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Josephine Foster

Die Singer-Songwriterin aus Colorado zu Gast im „Spitzer“, dem Ort unseres Vertrauens

Josephine Forster © Nereis Ferrer

Als Veranstaltungsort ist der „Spitzer“ im Hof der Theaters Odeon noch immer ein Geheimtipp. Es scheint so, als ob die vorhandene Fangemeinde es tunlich vermeidet einen großen Ansturm auf dieses Kleinod der Leopoldstadt auszulösen und sich mit Empfehlungen sehr zurück hält. Die Mauern sind rau, die Fenster alt und geheizt wird mit einem Holzofen, der im Winter die Wärme nur langsam in die entlegeneren Ecken des Gastraums freigibt. Atmosphäre und Charme sind die Stichwörter und es gibt kaum einen Erstbesucher, der sich nicht augenblicklich wohlfühlt.
Es gäbe kaum einen geeigneteren Auftrittsort als den Spitzer für die amerikanische Singer / Songwritern Josephine Foster, die nach längerer Pause am 11. Mai wieder einmal Wien beehrt.
Wie es sich für eine Amerikanerin vom Land gehört, sang sie zum ersten Mal in der Kirche, aber obwohl sie die Folksongs ihrer Heimat nie losließen und sie immer zumindest im Hintergrund ihrer Arbeit waren, verschlugen sie ihre Wanderjahre in die Jazz- und Hardcoreszene Chicagos und für ein Jahrzehnt auch in die spanische Provinz. Heute lebt Foster wieder in Colorado, hat den Lärm hinter sich gelassen, ruht in sich und arbeitet mit dem Geist, den einst Harry Smith mit der Anthology of American Folk Music in die Welt der jungen Songwriter gesetzt hat. Im weitesten Sinn könnte man ihr letztes Album „Domestic Sphere“ (Fire Records) als Field Recordings ihrer eigenen Songs bezeichnen. Auf Perfektion wird hier gänzlich verzichtet, es wird der Moment und der Inspiration gehuldigt und auch die zufälligen Tiereräusche der Umgebung erhalten ihre Auftritte. Vielelicht wurde mit der Aufnahme aber auch auf das eine oder andere Konzert der Grillen gewartet. Darüber pflegt Foster ihren Mezzosopran und schafft so ihre eigene Welt, in der das Wort elegisch definitiv kein Fremdwort ist und deren Weite unendlich ist.
Den Abend eröffnen wird die Wiener Songwriterin The Zew, die Songs ihres Debütwerks „1FI1FO“ (für nicht Eingeweihte: One Foot in, One Foot Out) vorstellen wird. Sie selbst bezeichnet ihre Songs als Cyber Folk, wobei der Cyber Anteil vor allem in der Unaufgeregtheit ihrer Stimme begründet ist.

Josephine Foster / The Zew
11. Mai 2024
Spitzer
Taborstrasse 10 (Hof links)
1020 Wien

| | Text: Günther Bus Schweiger
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